Kann Methadon die Wirkung einer Chemotherapie verstärken?

Seit einigen Monaten steht Methadon als günstiger “Krebskiller” stark im Fokus der Medien und gibt vielen Krebspatienten neue Hoffnung im Kampf gegen den Tumor. Doch ob der Hype um die Behandlung mit Methadon wirklich gerechtfertigt ist, ist bisher noch unklar, denn verlässliche Studien gibt es noch nicht.

Methadon in der Krebstherapie – Wie soll es überhaupt helfen?

Methadon ist vielen bisher hauptsächlich als stark wirksames Schmerzmittel oder Ersatzstoff im Rahmen einer Heroin-Entzugstherapie bekannt. In der Krebstherapie wurde Methadon bisher hauptsächlich als Schmerzmittel bei starken Schmerzen angewandt.

Seit einigen Wochen wird Methadon auch als “Krebskiller” oder Wundermittel” bezeichnet – Doch was ist an dieser vermuteten Anti-Krebs-Wirkung überhaupt dran?

Bisher erst eine retrospektive Studie veröffentlicht

Im März dieses Jahres wurde von Forschern der Berliner Charité eine retrospektive, nicht kontrollierte Studie veröffentlicht. Retrospektiv bedeutet, dass nach der Behandlung die Daten von Patienten ausgewertet wurden bei denen mit einer Chemotherapie und Methadon behandelt wurde. In diesem Fall handelt es sich um 27 Patienten mit verschiedenen Arten von Hirntumoren in verschiedenen Stadien, bei denen Methadon im Rahmen eines individuellen Heilversuchs Teil der Behandlung war. Zusätzlich erhielten alle Patienten eine Chemotherapie mit Temozolomid, Bevacizumab oder CCNU anfangs täglich fünf Milligramm D,L-Methadon. Diese Dosis wurde dann, je nach Verträglichkeit, auf bis zu 35 Milligramm täglich gesteigert.

Der Fokus der Studie lag dabei zu sehen wie gut verträglich Methadon in Kombination mit einer Chemotherapie ist. Eine gesteigerte Toxizität oder Zunahme von Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe oder Schwitzen konnten die Forscher nicht feststellen. Auch beim progressionsfreien Überleben konnte kein Unterschied zu Patienten aus vergangenen Studien, die nicht mit Methadon behandelt wurden, festgestellt werden.

Auch wenn bei einigen Patienten der retrospektiven Studie im Rahmen der Behandlung eine Verbesserung des Zustandes oder ein Schrumpfen des Tumors auftrat kann dies nicht zweifelsfrei mit Methadon in Verbindung gebracht werden. Dazu wäre eine kontrollierte Studie mit einer Kontrollgruppe notwendig, doch die gibt es bisher nicht.

Methadon könnte die Wirkung einer Chemotherapie verstärken

„Es kann so sein, dass eine Zelle zu zehn Prozent anspricht mit einem Chemotherapeutikum, und gebe ich Methadon hinzu, kann ich einen hundertprozentigen Zelltod erreichen“

Diese These stellte eine der Forscherinnen der Studie an der Charité nach der Studie auf. Dabei stützt sie sich auf Daten aus Zell- und Tierversuchen, bei denen Methadon das Wachstum von Tumoren oder Krebszellen zum Absterben gebracht hat. Dies lässt sich jedoch nicht einfach auf den Menschen übertragen.

Bisher vermutet wird, dass für die Wirkung von Methadon bei Krebs die Opioid Rezeptoren auf der Oberfläche des Tumors entscheidend sind. Gesunde Zellen bilden nur wenige Opioid Rezeptoren aus, während die Anzahl bei Tumoren durch eine Chemotherapie erhöht sein kann. Methadon soll nun an diesen Opioid Rezeptoren wirken und Signalwege aktivieren um den natürlichen Zelltod auszulösen. Dabei ist es natürlich entscheiden, dass der Tumor möglichst viele Opioid Rezeptoren hat an denen Methadon wirken kann.

Tödlich ist Methadon aber nicht nur für Zellen

Der Nutzen von Methadon in der Krebstherapie ist bisher nicht durch Studien bewiesen, zwar lassen bisherige Einzelfallberichte eine mögliche Wirkung vermuten, gesichert ist diese allerdings nicht. Was aber als gesichert angesehen werden kann ist der Fakt, dass Methadon ernste und schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann und bei falscher Dosierung sogar zum Tod führt. Daher stehen viele Experten einer übereilten Krebstherapie mit Methadon sehr ablehnend gegenüber.

Um eine Wirkung von Methadon nachweisen oder widerlegen zu können sind noch belastbare Studien nötig, die allerdings erst in einigen Jahren zu erwarten sind. Bis dahin sollten Versprechungen von einem “Wundermittel” gegen Krebs besser nicht erfolgen.

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