Einsatz neuer Krebsmedikamente: Die Biologie entscheidet

Die These, dass der Ursprung einer Krebserkrankung die entscheidenden Hinweise zur Wahl der richtigen medikamentösen Therapie bestimmt ist schon lange nicht mehr aktuell. Vielmehr entscheidet sich die Wahl des richtigen Medikamentes oder der richtigen Immuntherapie anhand von biologischen Kriterien.

Dieser Perspektivwechsel wurde erst durch moderne Medikamente und Therapien überhaupt ausgelöst. Dies erklärt Prof Dr. med. Andreas Hochhaus, diesjähriger Kongresspräsident und Direktor der Abteilung Hämatologie/Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Jena.
“Wo wir früher Tumoren anhand ihrer Verortung an bestimmten Organen klassifiziert haben, werden wir in Zukunft verstärkt Klassifikationen basierend auf bestimmten genetischen Mutationen des Tumorgewebes oder immuntherapeutisch wirksamen Mechanismen sehen. Wenn wir in klinischen Studien die Wirksamkeit von bestimmten Medikamenten bei verschiedenen Entitäten nachweisen können, werden wir zukünftig noch stärker ein bestimmtes Medikament bei sehr verschiedenen Erkrankungen einsetzen.“

Zunehmende Bedeutung medizinischer Onkologie

Die Bedeutung der Medizinischen Onkologie werde durch die Entwicklung noch weiter zunehmen, glaubt Prof. Hochhaus, da eine moderne und evidenzbasierte Therapie onkologischer Erkrankungen nur von Spezialisten  realisiert werden könne.
„Die medikamentöse Therapie von soliden Tumoren und hämatologischen Erkrankungen immer auf dem neuesten Stand des Wissens und im Sinne des Mandats unserer Patientinnen und Patienten durchzuführen – dafür werden wir als medizinische Hämatologen und Onkologen in Zukunft mehr denn je gebraucht“, ergänzt der Kongresspräsident der Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie.

Eine effektive Krebstherapie ist mehr als die Summe ihrer Teile

Die Vielfalt der neuen Ansätze und Therapien macht Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik für den Bereich Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit Sektion Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, deutlich. „Wir erleben derzeit eine dramatische Zunahme an Wissen. Das gilt für Diagnostik und Therapie. Wir verstehen immer mehr von der Entstehung und dem Verlauf von soliden Tumoren und hämatologischen Erkrankungen. Mit den neuen Formen der Immuntherapie, mit den vielen gezielten Arzneimitteln zur Hemmung des Gefäßwachstums, aber auch mit neuer Chemo- und Hormontherapie hat sich unser ‚Werkzeugkasten‘ in wenigen Jahren fast verdoppelt. Das ist für uns Ärztinnen und Ärzte ein Riesengewinn.
Immer neue Ansätze und Möglichkeiten machen die Behandlungen zwar individueller, aber auch deutlich komplexer. „Dieser Komplexität werden wir mit einem singulären Therapieansatz nicht gerecht. Was wir in der medikamentösen Tumortherapie brauchen, sind sehr spezifische Instrumente.“, so Bokemeyer.

Das Ziel sei es, Kombinationtherapien zu entwickeln, die verschiedene medikamentöse Therapieansätze kombinieren, denn „Bei einer effektiven Krebstherapie ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile“, so Bokemeyer.

Jahrestagung 2016 von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH+SSH
14.-18. Oktober 2016, Leipzig

Auf der Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie wird ein Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Immuntherapie gegeben sowie die Möglichkeit im kollegialen Dialog Erfahrungen auszutauschen.

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